Das Wasser schwindet schnell auf
dem Asphalt.
Warm steigt sein Dunst zum Himmel,
dem verblaßten.
Aus Käsekellern quillt's, und aus
den Kasten
Der Blumenläden, wie ein Traum vom
Wald.
Es werfen Schatten kaum die
kleinen Kronen
Der staubbezogenen Bäume auf die
Fliesen.
Und allenthalben sieht man die
Markisen,
Weiß, rot und braun auf
schlafenden Balkonen.
(Georg Heym, 1910)
Die Töchter liegen weiß auf dem
Balkon.
In Oberhemden spielen Väter
Kachten:
Ein Roundser steigt nach einem
Full von Achten.
- Und singen tut sich eins der
Grammophon.
In Straßen, die sich weiß wie
Küsse dehnen,
Sind Menschen viel, die sich nach
Liebe sehnen.
Noch andre sitzen in Cafés und
warten
Die Resultate ab aus Hoppegarten.
Der Dichter sitzt im luftigsten
Café,
Um sich an Eisschokolade zu
erlaben.
Von einem Busen ist er sehr
entzückt.
Der Oberkellner denkt hinaus
(entrückt)
An Mädchen, Boote, Schilf,... an
Schlachtensee.
Der Dichter träumt „... und werde
nie sie haben...“
(Ernst Blass, 1911)
Die Havel träumt. Der Dampfer
stuckert. „Sie
Wat stoßen Sie dem Kinde.“
„Fahrschein bitte.“
Und vorwärts schwebst du selig
durch die Mitte
In lichter Kaffeegärten Poesie,
Die an das Ufer sich verloren
betten.
Dahinter rauscht ein (unl.Wort)
Wald.
„Max setz dir hin. Sonst wird dein
Kaffee kalt.“
Und friedlich stinkt es von den
Toiletten.
Nun stocherst du im grauen
Straßenbrei.
Rechts wird der Leierleute Kunst
gepflegt.
Und Gäuche steigen linker Hand
vorbei.
Der Mond nur < wohlgenährt > und
unbewegt,
Er sitzt im Himmel wie ein Papagei
Der manchmal mit den dicken
Flügeln schlägt.
(Georg Heym, 1911)
Schon brennen die Lampions wie
bunte Trauben
An langen Schnüren über kleinen
Beeten,
Den grünen Zäunen, und von den
Staketen
Der roten Bohnen leuchtend in die
Lauben.
Gesumm von Stimmen auf den
schmalen Wegen.
Musik von Trommeln, Pauken und
Trompeten.
Es steigen auf die ersten der
Raketen
Und platzen oben wie ein
Silberregen.
Auf einer Bank sitzt, von den
Jahren bleich,
Ein Mütterchen in dem beblümten
Kleid.
Herüber schallt der Tanzmusik
Gestreich.
Im blauen Abend steht Gewölke
weit,
Delphinen mit den rosa Flossen
gleich,
Die schlafen auf der Meere
Einsamkeit.
(Georg Heym, 1910)
Ein alter Mensch trinkt eine
„Weiße“ mit.
Die Sonne glotzet laut und
unablässig.
Vier Leute kommen heim von einem
Ritt.
Ein Kritiker wird plötzlich sehr
gehässig.
Betthasen schwirren schweinisch,
aber nett.
Ein Oberlehrer kauft sich einen
Kragen,
Er hat den alten nun genung
getragen.
Ein flacher Neger starrt in die
„B.Z.“.
Der Himmel hängt wie eine
Dyspepsie
Herab auf Wilmersdorf, die
Dichterstadt.
Ein Puter putert sich verzerrt und
matt.
Und eine Henne ruft: Kikeriki.
(Ernst Blass, 1912)
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